„Mama, wir haben keine Süßigkeiten mehr daheim und der Papa hat das letzte Stück Kuchen aufgegessen!“
Ja, willkommen in unserem neuen Alltag. Zum Glück ist der Selbstversuch „Mindestsicherung“ bereits Vergangenheit und hier gibt es einen Rückblick auf die Highlights des Monats Juni, in dem wir versucht haben von EUR 681 zu viert zu leben. Mit Betonung auf „versucht“, denn wir sind kläglich gescheitert – wie die Deutschen bei der Fussball-WM.
FREUNDIN BRAUCHT EUR 1200
Da mein Selbstversuch gerade unter meinen Freunden in aller Munde ist so haben sich einige von ihnen auch gefährlich ehrlich zum Thema Geld und Ausgaben geäußert. Eine meiner lieben Freundinnen meinte neulich: „Also stell dir vor, ich brauche pro Monat EUR 1200 nur für mich alleine.“ Ich starre sich mit offenem Mund an und hake nach: „Ja, was musst du von dem Betrag zahlen?“ worauf sie antwortet: „Das Geld brauch ich für Essen und sonstige Ausgaben nur für mich alleine. Wohnung, Versicherungen sind darin nicht enthalten“ Na bumm, dachte ich mir.
LUXUSGESELLSCHAFFT?
Wir leben in einer Luxusgesellschaft und irgendwie kommen viele von uns da gar nicht mehr raus. Wir sind einen gewissen Standard gewohnt und müssen schuften und hackeln, damit wir uns das alles ja leisten können.
Nicht ins Restaurant gehen mit Freunden? Nein! Wie sieht denn das aus!
Keine Freunde einladen? Nein! Da verlieren wir ja die sozialen Kontakte!
Die Kinder vom Schulausflug daheim lassen? Nein! Da werden sie ja zu Außenseitern!
WAS HABEN WIR DARAUS GELERNT?
Positiv:
- Sparen gelernt – Vor allem den Kindern tat es gut, einmal nicht jeden Wunsch erfüllt zu bekommen. Das Beste daran: Ich brauchte mit keinem Betteln rechnen, denn die Kinder wussten, dass wir kein Geld zur Verfügung hatten und sie nahmen diese Tatsache an und hin.
- Kinder sind also sehr genügsam. Ich fragte die beiden neulich: „Und, wie war dieser Spar-Monat so für euch?“ worauf beide antworteten: „Wir sind nur froh, wenn wir wieder ordentlich viel Süßigkeiten kaufen können.“
- Billig kochen – viel Arbeit: Klar kann man günstig kochen, aber dazu braucht man Zeit. Denn billige Speisen brauchen viel länger, als nur schnell ein Steak zu braten.
- Mit dem Rad – viel Zeit: Man könnte viel mehr mit dem Rad fahren. ABER: Wir müssen ja schnell dort und da hin und dann ist das Auto schon praktischer, wenn auch teurer.
- Zeit, Geduld, Muße! Da man ja sparen muss, braucht man für alles viel mehr Zeit, weil man eben mit den Öffis unterwegs ist oder dem Rad. Dabei benötigt man folglich viel Geduld und auch am Ende Muße. Im Prinzip keine schlechten Eigenschaften!
Negativ:
- Soziale Kontakte? Nein! Die würden extrem schrumpfen, da man es sich nicht leisten kann, essen zu gehen und sich mit Freunden zu treffen. Außer man wird eingeladen.
- Es geht sich theoretisch NIX aus, das Zusatzkosten verursacht: KEIN Auto, KEIN Besuch im Restaurant, KEIN Kino, KEIN Reparaturkosten von irgendwas. Passieren darf auch nichts Unvorhergesehenes. Irgendwie fühlte es sich an als würde man auf „rohen Eiern“ leben – vorsichtig!
GELDSCHWUND WOCHE 4:
- Einkauf (Speisen): EUR 98
- VS-Ausflug: EUR 70 (bereits alle Subventionen abgezogen)
- Friseur (Mann und Kind): EUR 47
- Schule (Pagro, Schulfest, Ausflüge): EUR 30
Summe Woche 4: EUR 245
Summe Woche 1, 2, 3 und 4: EUR 708 + EUR 245 = EUR 953
Hier geht es zu den Details 1 und Details 2!
Da wir einen Gesamtbetrag von EUR 681 für 1 Monat zur Verfügung hatten bleibt ein MINUS von EUR 272.
Zieht man allerdings die EUR 352 von Woche 1, 2, 3 ab (das waren Käufe, die eigentlich nicht hätten sein müssen) blieben am Ende EUR 601 übrig. (EUR 953 – EUR 352 = EUR 601). Theoretisch wären wir also im PLUS. Aber nur THEORETISCH.
THEORETISCH GESCHAFFT
….. aber praktisch gescheitert. Tja. Nimmt man es ganz genau, so haben wir unser Budget um EUR 272 überzogen. Wir wären nicht nur pleite, sondern sogar verschuldet.
RESPEKT
Meinen größten Respekt vor jenen, die mit wirklich wenig Geld auskommen müssen. Vor allem bewundere ich immer wieder alleinerziehende Mütter, die gerade so über die Runden kommen und dann ihren Kindern nicht alles bieten können. Da wird schon ein Schulausflug, der EUR 15 kostet zur Bürde und Hürde. Puh. Das ist nicht einfach!