DARF MAN TROTZ VERPFLICHTUNGEN EGOISTISCH SEIN?

Ja, es ist soweit. Es hat mich erstmalig jemand angeschrieben – den ich nicht kenne – und mich gebeten, zum Thema „Verpflichtungen“ einen Blogbeitrag zu schreiben. Ihn würde meine Meinung dazu sehr interessieren! Wie cool!

Also, mein Lieber: Hier ist er, der Blogartikel! Ich hoffe, du kannst/ ihr könnt etwas damit anfangen und ich kann dir/ euch ein paar Denkanstöße geben!

Meine Antwort dazu ist diesmal zweigeteilt:

  • VERPFLICHTET SEIN: NEIN, wenn ich mir Verpflichtungen „aufgehalst“ habe. Dann muss ich dazu stehen!
  • VERPFLICHTET FÜHLEN: JA, wenn ich nur glaube, eine Verpflichtung zu haben.

DEFINITION

Wie bereits angedeutet gibt es meines Erachtens einen Unterschied zwischen „verpflichtet sein“ und sich „verpflichtet fühlen“:

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Verpflichtet sein bedeutet für mich, dass ich aus freien Stücken eine Verpflichtung eingegangen bin: Heirat, Kinder bekommen, einen verantwortungsvollen Job annehmen. Ist jemand wirklich verpflichtet, dann kann er da sehr schwer aus einer Sache raus. Und dann wäre er auch ein ziemliches Arschloch, würde er es tun! Warum? Weil er/ sie sich ja aus freien Stücken dafür entschieden hatte. Wenn dies der Fall ist, dann solltest du unbedingt zu deiner Entscheidung stehen!

Verpflichtet fühlen ist etwas, wovon ich glaube es tun zu müssen oder zu sollen. Es ist etwas, das mir andere einflößen. Etwas, wovon ich glaube es tun zu müssen, weil es sich so gehört. Ist dies der Fall, dann sag ich: Schnell weg! Niemand sollte sich für etwas verpflichtet fühlen!

BEISPIELE

Da mir „mein Auftraggeber“ kein konkretes Beispiel gegeben hat, werde ich ein paar nennen, die mir bisher im Leben untergekommen sind:

VERPFLICHTET SEIN

  • Du bist verheiratet, hast kleine Kinder und eine gemeinsame Wohnung. Dann lernst du jemand anderes kennen und verliebst dich Hals über Kopf. Was tun? Auf die eigenen Bedürfnisse hören und die Familie verlassen? NEIN!
  • Du bist liiert, hast kleine Kinder und eine gemeinsame Wohnung. Dann kommt ein MEGA JOBANGEBOT auf das du seit Jahren wartest. Dies ist allerdings im Ausland und du würdest nur am Wochenende bei deiner Familie sein können. Nimmst du den Job an? NEIN!
  • Du wolltest schon immer beruflich selbstständig sein. Nun bietet sich eine Möglichkeit. Du bist jedoch gerade mit deinem Partner mitten unterm GEMEINSAMEN Hausbau und bräuchtest eigentlich ein sicheres, beständiges Einkommen. Trotzdem hast du das Gefühl, du bekommst so eine Chance nie wieder. Auf den Hausbau scheißen und tun was du willst? NEIN!

VERPFLICHTET FÜHLEN

  • Du bist ein Künstler. Dein Vater hat allerdings eine Firma aufgebaut, bei der sich alles um Finanzen dreht. Er erwartet, dass du diese übernimmst. Du willst aber nicht, fühlst dich aber verpflichtet, die Firma zu leiten und das Werk des Vaters fortleben zu lassen. Solltest du für den Vater die Firma übernehmen? Solltest du auf dein Herz hören? JA!
  • Du hast einen Job, den du gerne machst. Du bist immer anwesend und arbeitest auch – wenn es sein muss – ab und zu mehr, als im Vertrag steht. Nun will dein Chef, dass du ein neues Projekt leitest. Dir ist es aber zu viel, obwohl die Aufgabe verlockend klingt. Du fühlst dich verpflichtet, da du zu deinen Kollegen und deinem Chef ein gutes Verhältnis hast. Sollst du die „Challenge“ annehmen? Oder sollst du lieber auf dein Herz bzw. dein Bauchgefühl hören? JA!
  • Eine sehr gute Freundin von dir hat Liebeskummer. Du steckst selbst gerade bis zum Hals in der „Scheiße“, weil zuhause alles drunter und drüber geht. Deine Freundin bittet dich um Rat und braucht dich – JETZT! Du fühlst dich ihr gegenüber verpflichtet, da sie dir auch schon oft weitergeholfen hat. Sollst du ihr sofort helfen? Oder sollst du lieber auf dich schauen und deine Freundin und ihre Sorgen auf die „lange Bank“ schieben? JA!

GESCHICHTE

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Wie immer gibt es auch aus meinem Leben wieder ein gefährlich ehrliches G’schichterl: Mein Mann und ich waren gerade mit dem Hausbau fertig. Die Kinder waren klein. Ich war am Ende. Mein Mann war am Ende. Dann entschied er sich, sich selbstständig zu machen UND das Training für einen IRON-MAN in Angriff zu nehmen (IRON-MAN = TRIATHLON, der aus 3, 8km SCHWIMMEN, 180 Km RADFAHREN, 42Km LAUFEN besteht).

BTW: Mein täglicher IRON-(WO)MAN bestand aus: 3 Std KOCHEN, 24 Std KINDER, 16 Std HAUSHALT. Egal. Während der IRON-(WO)MAN für meinen Mann ganz gut erträglich war bedeutete der IRON-MAN meines Mannes für mich: Finanzielle Unsicherheit UND wenig Zeit mit ihm.

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BERUFLICHES ODER PRIVATES?

Prinzipiell würde ich auch sagen, dass Privates vor dem Beruflichen stehen sollte! DENN: Was bringt euch am Ende eurer Tage ein angesehener, gut bezahlter, geiler Job? NIXXXXX! Dafür habt ihr umso mehr von einer lieben Frau bzw. einem lieben Mann oder auch einer guten Freundin/ einem guten Freund, mir der bzw. dem ihr alt werden könnt und viele schöne Dinge erleben! Was jedoch in einer Beziehung wieder wichtig ist: Jeder sollte SEIN Leben haben! Wenn ihr eurem Partner/-in gewisse Freiheiten lasst, dann bekommt auch ihr diese zurück!

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Es kommt also auf die Situation an, ob ihr euch eurer Verpflichtung entziehen könnt oder eben nicht! Redet mit euerm Partner. Redet mit eurem Chef. Redet mit euch selbst. Redet mit eurem besten Freund/ Freundin.

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Dann

  1. erspart ihr euch jeden Psychologen und
  2. bekommt ihr ehrliches Feedback.

Solange nie jemand sagt, was er fühlt, denkt oder will – solange wird es Streit, Neid und vor allem Missverständnisse geben!

5 Antworten auf „DARF MAN TROTZ VERPFLICHTUNGEN EGOISTISCH SEIN?“

  1. Servus Andrea!

    Ich lese mich gerade „so richtig warm“ in deinem Blog und ich kann nur sagen: ich liebe schon jetzt deinen ehrlichen und unverblümten Schreibstil! 100% authentisch würde ich sagen, auch wenn ich dich mehr oder weniger gerade einmal 2 Stunden kenne ;-).

    „Verpflichtet fühlen“: ich gehe mit dir, auch bei der guten Freundin. Denn wenn sie wirklich eine gute Freundin ist, dann sollte sie auch Verständnis für deine Probleme aufbringen.

    Theoretisch ist das mit dem „verpflichtet fühlen“, aber dann nicht tun – aus welchen Gründen auch immer – einfach nur logisch. Denn am Ende muss man (auch) auf sich selbst schauen.

    In der Praxis fällt das aber oft gar nicht so leicht, denn schließlich muss man dabei jemanden enttäuschen. Und das mag man auch nicht. Das Leben ist kein Honig lecken (nur für Bären) und so muss man das wohl Fall für Fall abwägen. Was wiegt schwerer? Das eigene Opfer oder die Enttäuschung, die man dem anderen zufügt?

    Have fun
    Horst

  2. Ja, es ist gut, wenn es verschiedene Meinungen gibt – solange man sich die richtigen Freunde sucht, die das genauso sehen können und sich das gleiche unter eine Freundschaft vorstellen. 😉 Ist ja super, wenn deine Freundin das dann versteht.

  3. Hmmmm, ich seh das aus aktuellem Anlass eben ein wenig anders. Aber es ist ja gut, wenn es verschiedene Meinungen gibt! Danke für den Kommentar!:-))

  4. Die Sorgen einer sehr guten Freundin, die mir schon oft geholfen hat, auf die lange Bank schieben?!? – Das würde ich tun, wenn es wirklich gar nicht, so absolut gar nicht anders geht. Und könnte dann verstehen, wenn sie in Zukunft nicht mehr meine Freundin sein möchte.
    Wofür hat man Freunde, wenn sie in schwersten Zeiten nicht akut für einen da sind und man nur eine lästige Verpflichtung für sie ist? Insbesondere dann, wenn man umgekehrt sehr wohl für sie da war?
    Diesen Punkt kann ich nicht nachvollziehen, den Rest des Artikels schon.

Trau dich und sei gefährlich ehrlich!

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