DARF MAN SAGEN: GESUNDHEIT VOR ARBEIT?

Ich würd’ jetzt gerne ein total lautes JAAAAAAA schreien. Wie schreit man am Papier bzw. am Bildschirm? Mit roter Untermalung? Also: JAAAAAAAAAA!

ALLES FÜR DIE GESUNDHEIT OPFERN?

Sabine Oberhauser, Gesundheitsministerin, ist vor kurzem gestorben. Sie verstarb an Unterleibskrebs. Sie arbeitete bis zum bitteren Ende. Sie wollte es so, hieß es. Was sagen die Medien: „Bravooo! So eine tolle Frau! Sie hat sogar bis zu ihrem Tod noch gerackert.“

Ich sage: „Spinnt ihr alle?“ Was ist daran so toll, wenn man bereits im Endstadium Krebs angekommen ist und trotzdem noch hackelt bis zum sprichwörtlichen umfallen?

WAS HABEN WIR VERLERNT?

Wir haben verlernt, auf unseren Köper und unsere innere Stimme zu hören. Wir haben verlernt, uns zurückzulehnen. Wir haben verlernt, uns nicht so wichtig zu nehmen. Wir haben verlernt, dass wir nicht unersetzbar sind. Wir haben verlernt, NEIN zu sagen – ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Wir haben verlernt, einfach NICHTS zu tun. Wir haben verlernt, auf uns selbst zu achten und zu schauen.

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Kinder können das alles von Natur aus. Diese Gabe sollten wir in ihnen wachsen lassen und ihnen lernen, diese zu bewahren. Kinder hören auf zu essen, wenn sie satt sind. Sie gehen schlafen, wenn sie müde sind. Sie sagen: Nein, das tu ich nicht.

KRANKHEITEN KÖNNEN UNSER LEBENSRETTER SEIN

Klingt wie ein Paradoxon und total unlogisch. Ist aber richtig. Viele von uns brauchen den sogenannten Schuss vor den Bug, um wachgerüttelt zu werden. Sie brauchen eine Warnanzeige, eine Alarmglocke die sie aufrüttelt und ihnen sagt: STOP! Bis hierher und nicht weiter.

Daher werden einige von uns krank, da sie ansonsten auf sich selbst vergessen würden. Sie werden in die Knie gezwungen. Sie müssen ruhen und Ruhe geben.

KREBS UND ANDERE KRANKHEITEN

Ja, der Krebs. Irgendwie lauert er überall. Alleine in meinem kleinen Bekanntenkreis gibt es bestimmt fünf Krebserkrankungen. Einige lernen draus, nehmen die Krankheit an. Sie nehmen sie ernst. Sie überleben. Andere tun so, als würden sie sich dadurch nicht bezwingen lassen, dadurch noch stärker sein zu müssen. Sie sterben. Wie Sabine Oberhauser.

Auch ich kämpfte vor zehn Jahren mit einer Erkrankung. Mein Arzt damals sagte: „Sie müssen die Krankheit annehmen! Sie ist Teil von Ihnen!“ Ich sagte: „So ein Blödsinn! Wieso sollte ich etwas annehmen, das ich gar nicht haben will!“ und kämpfte und tat so als wäre nichts. Ich war doch stark und unverwüstlich. Das glaubte ich zumindest.

KRANKHEIT ANNEHMEN?

Heute weiß ich, dass es ok ist, Schwäche zu zeigen und eine Krankheit zu akzeptieren und anzunehmen. Eine meiner Freundinnen meinte einmal: „Wenn wir uns alle beim kleinsten Anzeichen einer Krankheit hinlegen und ausruhen würden, dann würde es uns viel besser gehen und wir könnten einige Krankheiten im Keim ersticken.“ Aber nein: Was tun wir? Wir schlucken Antibiotika. Wir nehmen Aspirin. Wir glauben, uns mit Neocitran kurieren zu können. Wir ignorieren die Warnhinweise und leben dann weiter wie bisher. Und das, obwohl wir eigentlich ins Bett gehören. Wenn wir nur Symptome bekämpfen und diese nur durch Medikamente lahmlegen, dann kommt am Ende die böse Überraschung. Es sollte nämlich nicht nur das Symptom, sondern die Ursache einer Krankheit analysiert werden.

EIN HOCH AUF DIE SÜDLÄNDER

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Wir können alle von den im Süden lebenden Menschen lernen. Nehmen wir die Italiener als lebendes Beispiel. Sie beginnen ihren Tag um frühestens 9.00. Sie halten Mittagspause von 13.00 bis 15.00. Sie genießen. Sie sind langsam. Sie sind auch oft ineffizient. Aber sie verstehen das Leben. Nicht umsonst haben sie den Begriff „Il dolce far niente“ geprägt, was so viel heißt wie: „Das süße Nichts-Tun“.

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UND: Es gibt viele Krankheiten, an denen die Nordeuropäer leiden, die hingegen im Süden oder in anderen „gemütlichen“ Staaten so gut wie nicht existieren! Warum? Weil wir Nordeuropäer mittlerweile eine völlig falsche Lebenseinstellung haben. Wir definieren uns über die Arbeit. Wir definieren uns nicht über das, was wir sind, sondern über das, was wir tun. Über das, was wir leisten. Über Anerkennung. Wir sind süchtig nach Lob und Ruhm. Wir haben ein schlechtes Gewissen, wenn wir etwas absagen. Wenn wir über längere Zeit nichts tun. Wenn wir mal nur dasitzen und blöd schauen.

TIPP

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Das nächste Mal, wenn der Chef wieder einmal eine Zusatzarbeit von euch verlangt, ihr aber schon am „Zahnfleisch daher kriecht“ und im Prinzip nicht mehr könnt, dann sagt bitte: „Nein, das geht nicht, weil: Gesundheit vor Arbeit!“. Es ist nicht leicht, „NEIN“ zu sagen, aber euer Körper wird es euch danken! Einfach ausprobieren!

5 Antworten auf „DARF MAN SAGEN: GESUNDHEIT VOR ARBEIT?“

  1. Andrea, wie recht du nur hast! Super geschrieben!

    Ja, wir definieren uns über Arbeit und über Erfolg. Um irgendwann viel Kohle zu haben oder sich wenigstens in irgendeiner leitenden Funktion zu befinden. Ich habe das auch lange angestrebt und in meiner Freizeit auch noch ein Hobby verfolgt, welches meiner Arbeit (Software Entwicklung) sehr nahe kam. Gut 100 Stunden im Monat zusätzlich.

    Irgendwann habe ich (und auch andere) bemerkt, dass ich immer gereizter wurde. Und so habe ich damals (meinem Arbeitgeber sei Dank, dass das möglich war/ist) meinen Fulltime-Job auf 3 Tage zurückgeschraubt. Mein „Hobby-Job“ war dann aber auch nicht mehr vorhanden und was soll ich sagen: ich bleibe bei den 3 Tagen! Ich kann es mir leisten, weil alle Kredite abbezahlt sind und ich auch kein fettes Auto zum Glücklichsein brauche.

    Ich kann nur jedem/jeder empfehlen: überdenke deine Lebenssituation und überlege dir, ob du nicht auch mit etwas weniger Geld aber dafür mehr Freizeit zurecht kommst. Denn du weißt nie, ob du nächstes Jahr noch anderen die Luft wegatmen darfst oder nicht schon das Zeitliche gesegnet hast.

    Have fun
    Horst

  2. Andrea, JAAAAAAAAAAAAAAAA, ja und nochmals JA! Großartig auf den Punkt gebracht, mutig, klar, wahr, unmissverständlich und einfach genial gefährlich ehrlich!!!! Ich unterschreib das, mit jedem Punkt und Komma! Wieder mal ein fantastischer blog von Dir, DANKE für DICH!

Trau dich und sei gefährlich ehrlich!

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