Ja klar, denn wenn schon drei Tage saufen angesagt sind, dann hat das immer einen Grund. Dieser Grund kann allerdings gut oder böse sein.

LIEBESKUMMER LOHNT SICH NICHT, MEIN DARLING!
Naja, fangen wir mal mit dem bösen Grund an: LIEBESKUMMER. Wer kennt ihn nicht. Gut, dass ich aus diesem Alter schon raus bin. Blöd allerdings, dass ich auch aus dem Alter raus bin, in dem ich echt drei Tage saufen konnte – ohne Nebenwirkungen. Und wenn, dann waren die nach ein paar Stunden „ausgemerzt“. Heute, in meinem Alter geht das nicht mehr so leicht. In meinem Alter muss man so richtig leiden. Aber dazu später.
FESTNETZ – WAS IST DAS?
Zurück zum Liebeskummer. Damals. Damals, als ich noch jung war:
Ich war verliebt. Er nicht. Denn er wusste ja nicht, dass ich verliebt war (aber immerhin wusste er, dass es mich gab……). Und dann saß ich daheim und bildete mir allerhand ein. Ich glaubte tatsächlich, er hätte mich angesehen und würde meine Telefonnummer deshalb aus dem Telefonbuch suchen. Mit Betonung auf: Festnetznummer mit Viertelanschluss.
Tja, damals gab es noch kein Internet, in dem man mal schnell über Facebook jemanden ausfindig machen konnte. Es gab auch kein Google, in dem man mal schnell eine Telefonnummer heraussuchte und dann eine Nachricht verschickte. Es gab nur Festnetz – und das bei Mama und Papa.
Da ich auch kein Stadtkind war, sondern am Land lebte, musste sich meine Familie einen Telefonanschluss mit drei anderen Haushalten teilen. Daher der Viertelanschluss. Das heißt: Wenn ich telefonieren wollte, dann musste ich zuerst auf einen kleinen schwarzen Knopf drücken, um überhaupt „raustelefonieren“ zu können. Wenn gerade die Nachbarin am Telefon war, dann hieß es für mich: Warten, bis sie aufgelegt hatte. Umgekehrt konnten auch wir nicht erreicht werden, wenn die Nachbarin telefonierte. Dann war bei uns „besetzt“.
ER WILL MICH NICHT!
Naja. Ich saß da halt so ‚rum und wartete auf seinen Anruf, denn wie schon erwähnt: Er hatte mich ja mal angelacht und auch mit mir gesprochen. Ich wusste sofort: Er liebte mich! (Glaubte ich halt zu wissen!)
Ich harrte also vor dem Telefon mit Viertelanschluss aus, in der Annahme er hätte mich im Telefonbuch gefunden. Was war: NIX! Er rief nicht an. Am Tag 1 war ich noch in der naiven Annahme, es läge am Viertelanschluss. Falsch! Also: Ich heulte und heulte und heulte!
Da ich noch bei Mama und Papa wohnte, war auch der Zugang zu alkoholischen Getränken beschränkt. Aber ich hatte schon vorgesorgt: Ich besaß in meinem Zimmer meine eigene, persönliche, lang angesammelte „Minibar“. Darin fanden sich kleine Flascherl mit allerhand Alkohol. Der reichte für 3 Tage.

Und da ich so deprimiert war begann ich ein Flascherl zu öffnen und zu trinken. Und dann das Zweite. Und das Dritte.
Am nächsten und übernächsten Tag hatte er noch immer nicht angerufen. Es war daher klar: Es lag definitiv nicht am Viertelanschluss. Daher trank ich dann auch die Nummer 23 und 35 und 43. Fazit: Der Liebeskummer war nicht weggespült. Der Alkohol schon. Am Ende fühlte ich mich schrecklich – aber: Wurscht. Ich war jung und bald wieder fit.
GUTER GRUND ZUM SAUFEN
Heute ist alles anders. Wir saufen nicht mehr aus Liebeskummer, sondern weil es einfach „a Gaudi“ ist. Das bringt mich zum „guten Grund“, um zu saufen.
So war es auch vergangenes Wochenende. Es gab ein Riesenfest bei uns im Ort. Und das passiert nur alle 100 Jahre – vermutlich. Daher dauerte dieses riesige Schützenfest mit riesigem Bierzelt auch drei Tage.
Es ist schwierig, wenn du in einem kleinen Ort wohnst, dich dort nicht blicken zu lassen. Denn dann wirst du quasi „verbal zerfleischt“. Damit meine ich: Die Leute richten dich aus, bis zum „Geht-nicht-mehr“!

Das „Blöde“ ist auch: Du kannst dort nicht auftauchen und nur am Mineralwasser nippen. Denn dann wirst du ebenso zerfleischt. Da kannst du gleich daheimbleiben. Willst du aber auch gar nicht, denn Bierzeltstimmung ist super. Zumindest in meinem Alter. Die Musik ist fetzig (NEIN! Die spielen dort nicht ausschließlich Volksmusik, sondern auch Schlager à la Helene Fischer – Juhu!), die Leute sind lustig, du kennst jeden Zweiten und das Beste: Du hast deinen Partner mit. Jetzt hat sich das mit dem Liebeskummer auch erledigt.
KATERSTIMMUNG
Ja, ein quasi Drei-Tages-Besuch im Bierzelt ist anstrengender als so mancher Liebeskummer in der Jugend. Die Folgen sind allerdings viel verheerender: Denn die Regenerationsphase danach dauert meistens eine gefühlte Ewigkeit und du schwörst dir – wie halt immer (damals wie heute): Ich sauf nie wieder!!!!!