Jaaaa, ich würde am liebsten die ganze Welt umarmen und somit die ganze Welt duzen.
SIE, FRAU DOKTOR
Kennt ihr diese Situation noch von damals: Es war die Frau vom Arzt, die alle im Dorf mit „Grüß Gott, Frau Doktor“ ansprachen. Und das, obwohl sie weder einen Doktor-Titel hatte noch selbst Ärztin war. Sie war eine einfache Hausfrau aus der Nachbarschaft.

VON TITELN, ANREDEN UND SONSTIGEN OBERFLÄCHLICHKEITEN
Österreich ist sowieso ein Land der Hofräte, Minister, Doktoren, Magister und Diplomingenieure. Hat jemand einen Titel erworben, so wird dieser auch sehr prominent nach außengetragen: Visitenkarten, E-mails und Briefköpfe werden damit verziert. Trifft man dann auf “so jemanden”, dann will der auch mit „Grüß Gott, Herr Hofrat“ angesprochen werden. Sonst wird er böse.

STOLZ AUF TITEL?
Ja, damals. Damals als ich 26 Jahre alt war und gerade mein Studium abgeschlossen hatte, da war ich soooo stolz auf meinen Titel. Ich schwebte durch die Gegend und als ich eines Tages beim Arzt im Wartezimmer saß und dann mit „Frau Magister, Sie sind nun ander Reihe“ angesprochen wurde – vor einem voll besetzten Warteraum – da platzte ich fast vor lauter Größenwahn. Mittlerweile ist alles anders. Wenn mich jetzt jemand mit „Frau Magister“ betitelt ist mir das eher peinlich als dass ich mich geschmeichelt fühle. Am liebsten wäre mir, mich würden alle einfach nur Andrea nennen. Ja, auch meine Schüler. Warum nicht?

BRAUCHEN WIR DEN TITEL, UM UNS RESPEKT ZU VERSCHAFFEN?
Nein! Wir brauchen KEINEN Titel, um uns Respekt zu verschaffen. Respekt entsteht durch Körpersprache, Verhalten und Lebensart. Da hilft kein Titel, den man dadurch erworben hatte, indem man sich für ein paar Jahre in einer Bibliothek verkrochen hat, in einem Computer versunken und am Schreibtisch versauert ist. Was in der heutigen Welt zählt sind Einsatz, Hirnschmalz, Hausverstand, Bodenständigkeit, Authentizität und Freude bzw. Interesse an der Arbeit. Dabei kann man ganz leicht mit allen per Du sein. Dabei lebt es sich viel leichter –finde ich halt.

TITELWAHNSINN
Diejenigen mit den meisten Titeln vorm eigenen Namen sind für mich die Verklemmten, Verkorksten, Theoretiker, An-der-Welt-Vorbei-Lebenden und Nicht-Realisten. Wenn die dann auch noch darauf bestehen, dass ich sie sieze, dann ist bei mir der Ofen aus. Genau dann werde ich so richtig sarkastisch und subtil fies.
UNSYMPATHLER SIEZEN?
“WAS??? Du bist mit dem Unsympathler per DU?”, fragt mich neulich eine Freundin. “Ja, wie kannst du zu diesem Ekelpaket denn DU sagen? Hast du etwa seine Einladung, ihn zu duzen angenommen?”, bohrt sie weiter nach. Genau diese Frage haben mir bereits zuvor ein paar andere Freunde gestellt, woraufhin ich immer wieder dasselbe antwortete: “Ich wäre am liebsten mit der jedem auf der ganzen Welt per du, egal ob ich ihn/ sie mag oder nicht – da macht das DU doch keinen Unterschied.” Oder sollten wir Leute, die wir nicht mögen auffordern, uns zu siezen anstatt zu duzen?
Du, sollten wir uns nicht endlich siezen? 🙂
Unbekannt
DU AUF DU

Am liebsten mag ich ja die Lungauer, Pinzgauer, Pongauer, Tennengauer. Die sagen von vornherein DU zu JEDEM, egal ob der einen Dr. auf der Visitenkarte vorzuweisen hat oder nicht. Egal ob am Telefon oder „Face to Face“: In den „Gauen“ und am Berg da gibt es nicht nur „koa Sünd“, sondern a koa „SIE“. Und des ist guat so! Und des soit a im Toi und in da Stodt so sei! Vergöt’s Gott und Pfiat eich!
Haaaa! Wie schräg!!! Es gibt so viele hochnäsige Trotteln, die nur ob ihres Titels denken, sie wären etwas Besseres… Frechheit! Danke für den Kommentar, Horst! Liebe Grüße!! Andrea
Liebe Andrea!
Ich bin ja so etwas deiner Meinung! Habe dazu eine Story, die so etwas von deppat ist, dass sie schon wieder lustig ist.
Ich kannte da einmal jemanden vom Tennisplatz, ich nenne ihn einfach Wolfgang. Dieser Wolfgang war auch Lehrer in der HTL. Eines schönen Tages hat er mir damals 18-jährigen auf dem Tennisplatz das Du angeboten, welches ich gerne angenommen habe.
Am nächsten Tag sehe ich ihn in der Schule und sage: “Servus Wolfgang!”. Daraufhin er: “SIE kommen SOFORT in mein Lehrerzimmer!”.
Dort hat er mit dann eine Predigt gehalten. Welch’ Frechheit es wäre, ihn in der Schule zu duzen! Das würde “Grüß Gott Herr Professor Yxi” heißen! Und sollte ich ihn einmal auf der Straße außerhalb der Schule treffen, so könnte ich das Professor weglassen und “Grüß Gott Herr Yxi!” sagen. Nur auf dem Tennisplatz würde das “Du” angemessen sein. Ob ich denn den Herrn Bürgermeister und den Herrn Doktor auch einfach mit dem Namen ansprechen würde und nicht mit ihren Titeln, für die sie hart gearbeitet hätten. Als ich das bejaht habe, war er total von den Socken. Ob ich denn keinen Anstand hätte.
Daraufhin habe ich mir das Du entzogen und zu ihm gesagt: “Weißt du was, Wolfgang? Mir ist das viel zu kompliziert, ich werde SIE jetzt überall mit Grüß Gott Herr Professor ansprechen, auch auf dem Tennisplatz!”.
Have fun
Horst