DARF MAN EWIG JUNG BLEIBEN?

Total klare Antwort: NEIN! – mit einer kleinen Ausnahme.

WIE KOMME ICH GERADE JETZT AUF DIESES THEMA?

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Es ist Weihnachtszeit. Das bedeutet für viele: PARTYALARM! Ich war bis vor einem Jahr selbst noch der totale Partytiger. Jetzt rühme ich mich mit dem Gegenteil: Ich fühle mich wie ein „Hausmütterchen“. Ich bin am liebsten daheim, koche und backe. Ich hab’ nicht mehr so viel Lust auf S….. – Sport. Na, Lust auf Sex schon! Ich bin nicht mehr gut im „Multitasking“. By the way: „Multitasking“ war bis vor kurzem noch mein zweiter Vorname! Das BESTE daran: ES FÜHLT SICH SAUGUT AN – das Älter-Werden! Das meine ich nicht einmal sarkastisch. Ich komm’ mir daher vor wie ein guter, alter, kräftiger, bodenständiger, ruhiger Rotwein, den man sich nicht becherweise einverleibt, sondern schluckweise genießt. Und wie heißt es so schön beim Rotwein: Je älter, desto besser. Außer er korkt. Dann ist’s blöd……

EINMAL ALT-WERDEN, BITTE! EINE ANEKDOTE VON FRÜHER

Nachdem ich mich damals durch mein Studium gequält hatte, um dem Lehrerdasein zu frönen, da wurde ich an eine Schule in einem abgeschiedenen, isolierten, langweiligen Ort geschickt. Nicht wirklich der Traum einer 24-Jährigen.

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Als Klassenmama eines „Aufbaulehrgangs“ stand ich vor Schülern, die kaum jünger waren als ich. Daher „wurschtelte“ ich mich so durch den Lehreralltag – mehr schlecht als recht. Eines Tages stand eine Klassenfahrt am Programm. Ich durfte mit meinen Leidensgenossen – den Schülern – aus der „Isolation“ in die große weite Welt fahren. Es war logisch, dass meine „Kommilitonen“ und ich uns langsam aber sicher solidarisierten. Trotzdem führte ich meine Gruppe an – Solidarisierung hin oder her – als wir einen Termin bei einem bekannten Unternehmen hatten. Ich, als „Möchtegern-Leithammel“ meiner Gruppe, sagte zum Portier der Firma: „Guten Tag! Ich habe bei Ihnen eine Führung gebucht.“

Der Portier starrte mich an: „Aha. Ist da irgendjemand, mit dem ich reden kann?“ und blickte sofort gleichgültig über mich hinweg.

Ich antwortete: „Ja, das wäre ich!“

Er: „Achso, naja, mir ist’s wurscht. Dann red’ ich halt mit dir!“

Meine Klasse verbog sich vor Lachen. Ich nicht. In diesem Moment wollte ich *schwups* zehn Jahre älter sein.

„WER JUNG BLEIBEN WILL MUSS FRÜH DAMIT ANFANGEN“ ODER „MAN IST IMMER SO ALT WIE MAN SICH FÜHLT“

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Mit diesen Sätzen kann ich persönlich wenig anfangen. Wenn ich mich (mit 40) wie 16 fühle, darf ich dann auch so auftreten? Nein! Aber noch viel schlimmer: Mir gespenstern da Leute im Hirn herum, die sich mit ihren 50+ kleiden wie freche Teenager: Zerrissene Jeans, Rosenkranzketten um den Hals, abgefuckte Lederjacken, Tschick in der Hand, megagroße, zur Schau gestellte Tattoos in bunt. Es geht noch weiter: Viele stemmen sich mit aller Gewalt gegen die „tickende Uhr“ in ihrem Inneren. Sie versuchen, früh anzufangen, um ewig jung zu bleiben und investieren einen Haufen „Kohle“ in Klamotten, Wundercremes, Fitnesscenter, Schmuck, neuen Busen, neue Nase, straffes Gesicht, Augenlidkorrekturen, Pigmentfleckenentfernung, Fettabsaugung und was weiß ich, was es da noch alles gibt. Da sag ich nur: Schade! Schade, dass wir nicht mehr „in Würde“ altern können. Schade, dass uns die Gesellschaft vorgaukelt, es wäre toll, ewig jung auszusehen. Aber gut. Erlaubt ist ja bekanntlich, was gefällt!

JUNG-SEIN ERLAUBT! HIER KOMMT DIE AUSNAHME

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Oft sag’ ich zu meinen zwei kleinen Kindern „Ma, so schön. Ihr dürft spielen. Ihr dürft blödeln. Ihr dürft schmutzig sein. Ihr dürft heulen, wenn euch danach ist. Ihr lacht den ganzen Tag.“ Dann sagen die zwei: „Mama, aber du ja auch!“ Stimmt! Der Vorteil daran, Kinder zu haben: Man darf sich auch selbst ganz legal und ohne Hemmungen wie ein kleiner Tölpel aufführen. Im Indoor-Spielplatz kreischend die Steilhangrutsche hinuntergleiten. Beim Autodrom-Fahren laut lachen, wenn man ein anderes Kind „abgeschossen“ hat. In Gärten von Freunden am Trampolin ganz hoch hüpfen und schreien: „Schaut mal alle her!“ Und das alles OHNE IMAGE-VERLUSTE!

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Jetzt sagen bestimmt einige: „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“. Pfffff…. Spaß und Blödeleien kennen keine Altersgrenzen! Selbst wenn wir nicht mehr „passend“ sind, um „Party zu machen“ und körperlich nicht mehr passend sind, um sportliche Streckenrekorde aufzustellen sollten wir mit einer Dauerportion Humor durchs Leben wandeln.

ZU ALT, UM ONLINE AKTIV ZU SEIN? NEIN!

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Neulich treffe ich einen „alten“ Freund. Er meint: „Na, also mit deinem gefährlich ehrlichen Blogbeitrag neulich war ich gar nicht einverstanden!“.

Ich: „Und wieso hast du dich nicht dazu geoutet?“

Er: „Auf Facebook kommentieren, das mag ich nicht. Und ansonsten sowieso nicht. Dann wollt ich dir eine E-mail schicken und hab’ am Ende aber vergessen. Und jetzt weiß ich gar nicht mehr, was ich dir eigentlich sagen wollte!“

Wir – damit meine ich Leute Ü30/40 – sind so genannte Voyeure des Netzes. Wir sind überall drinnen, aber sagen: „Danke, ich schau nur!“. Wir „schnurken“ herum, regen uns auf oder hauen uns ab – heimlich! Wir durchstöbern jeden Winkel des Internets. Wir wissen alles über jeden. ABER: Wir haben Angst! Angst davor, vom Netz durchschaut zu werden. Angst davor, das Internet zu löschen (*Scherzerl*). Angst davor, unser Kommentar könnte einen „Shitstorm“ auslösen. Angst davor, bloßgestellt zu werden. Wir sind alt, aber feig. Ich sage dazu: „Zurückhaltung ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr!“. Dieses grammatikalisch falsche Sprichwort habe ich mir von Wilhelm Busch geliehen und ein wenig „umgemodelt“. Denn: Analysiert und durchschaut werden wir sowieso durch Handy, E-Mail, Newsletter, Kundenkarten, GPS auf unserer Sportuhr, und, und, und….. Bleibt nur mehr zu sagen – nach George Orwell und nicht nach RTL (!!!): „BIG BROTHER IS WATCHING YOU“. Warum also nicht gleich alle „Internetregister“ ziehen und aktiv in sozialen Netzwerken mitmischen?

Also, mein lieber „alter“ Freund: Das nächste Mal darfst du meine Blogbeiträge kommentieren, bevor du vergisst, was du mir sagen wolltest! Das darf man nämlich – auch in unserem Alter!

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4 Antworten auf „DARF MAN EWIG JUNG BLEIBEN?“

  1. Servus Andrea!

    Warte erst mal bis du 50 bist! Da wird man dann in einem Workshop auf einer Blogger-Konferenz abgestempelt als „die über 50 haben alle keine Ahnung von Internet, Bloggen, Facebook oder gar Snapchat oder Instagram“. Ich musste dem geschniegelten Möchte-Gern-Profi („stellt Fragen, diese einmalige Chance habt ihr nur einmal“) öffentlich widersprechen. Als Vertreter der Ü50 Blogger 🙂 .

    Und ja, man darf auch als Ü50 kindisch sein und einfach nur Spaß haben, also keine Angst Andrea 😉 . Allerdings – das muss ich eingestehen – vielleicht nicht ganz uneingeschränkt. Platz für ein Späßchen sollte immer bleiben – bis zum bitteren Ende in der Urne. Aber wenn man so richtig ausgelassen sein will, sollte man sich seine Umgebung dazu aussuchen. Darum liebe ich meine Metal-Freunde so sehr! Da kannst du unter all den jungen und sogar MIT den jungen Metallern, die die Hose alleine nur bis zu den Knien hochziehen können, eine Fetzngaudi haben und blödeln, bis der Arzt kommt. Statt Häme erntest du da eher Bewunderung.

    Have fun
    Horst

Trau dich und sei gefährlich ehrlich!

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