DARF MAN ES LIEBEN BERÜHMT ZU SEIN?

Ich hoffe ja immer, dass ich mit meinem Blog nicht berühmt werde. Warum? Tja, das erkläre ich euch hier, diesmal anhand einer Geschichte 😉

ES WAR EINMAL

……. ein Mädchen mit einem Tagebuch. Dieses Tagebuch war mit einem Schloss versehen. Der dazugehörige Schlüssel war versteckt, und zwar im geheimsten Geheimversteck ihres Zimmers. Niemand, wirklich niemand konnte den Schlüssel finden. Daher hatte auch niemand, wirklich niemand Zugriff auf ihr Tagebuch, das übrigens so geheim war wie das geheime Geheimversteck des Schlüssels. Und das war gut so. Denn in ihrem Tagebuch schrieb das Mädchen alle ihre Gedanken, Geheimnisse, Erlebnisse auf, die nur sie selbst betrafen und niemand anderes etwas angingen.

DER BÖSE BRUDER

Eines Tages war es soweit: Der böse, kleine Bruder brach mit Gewalt das Schloss des Tagebuchs auf, um darin zu stöbern. Die geheimsten Geheimnisse des Mädchens waren nicht mehr geheim, da ihr Bruder sich mit Gewalt Zugriff dazu verschafft hatte. Da war das Mädchen sauer. Denn im Prinzip fand es, dass jeder Mensch sein eigenes Privatleben haben sollte. Niemand sollte von ihr je alles wissen dürfen. Das wollte sie nicht, um als Mensch interessant und spannend zu bleiben.

DAS MÄDCHEN IST EINE JUNGE FRAU

Nach einigen Jahren verstaubte das Tagebuch in einer Ecke. Niemand benutzte es mehr. Nicht einmal ihr Bruder war darauf erpicht, darin zu schmökern. Warum? Die digitale Welt hatte das Tagebuch alt aussehen lassen und ins Nirgendwo geschickt, wo es vor sich hingammelte. Nun gab es plötzlich „Social Media“, die ähnlich wie ein Tagebuch funktionierten. Das Perfide daran: Plötzlich wollte die junge Frau, dass jeder sah, was sie zu berichten hatte. Jeder sollte sehen und lesen, was sie gerade tat, was sie beschäftigte, wen sie gerade „datete“, wem sie einen Korb gab und von wem sie betrogen wurde. Aus dem geheimen Tagebuch und aus dem geheimnisvollen Mädchen wurde ein „Match um Likes und Shares“. Die junge Frau war enttäuscht und sogar gekränkt, wenn ihre „Postings“ nicht mit einem „Gefällt mir“ oder einem Kommentar versehen wurden. Sie wollte nämlich berühmt werden. Sie wollte nun, dass sie so viele Menschen wie möglich kannten und über sie sprachen.

BERÜHMTE FRAU

Das geheimnisvolle Mädchen schaffte es am Ende, dass alle über sie sprachen. Sie war plötzlich zu einer berühmten Frau geworden. Alle, die etwas auf sich hielten kannten sie, redeten über sie – im Positiven wie aber auch im Negativen. Die berühmte Frau hatte sich selbst am Silbertablett der Masse serviert. Sie hatte keine Geheimnisse mehr vor der Welt. Jedermann wusste über alles in ihrem Leben Bescheid. Da wurde sogar die Geburt des ersten Kindes der „Influencerin“ zu einem „Blockbuster“. Geldsorgen? Nein! Sie wurde von vielen Agenturen und Firmen als Aushängeschild für Werbekampagnen benutzt und konnte sich in ihrem finanziellen Reichtum suhlen.

ALLES HABEN ODER NICHTS

Die „Influencerin“ hatte nun alles, was sie eigentlich am Anfang ihres Lebens gar nicht wollte. Sie wollte doch geheimnisvoll bleiben und ihre eigenen Geschichten nur im Inneren ihres Herzens tragen. Sie wollte als Person spannend bleiben und zurückhaltend. Aber nun war aus dem geheimnisvollen Mädchen eine „Werbebombe“ geworden. Sie wurde „gestalked“. Sie wurde verunglimpft. Über sie wurde geschimpft. Paparazzi hingen an ihrem Rockzipfel und auch folglich an dem ihrer Familie, die mittlerweile ungewollt genauso berühmt war wie sie selbst. Sie konnte sich nirgends mehr blicken lassen, weil die Meute draußen lauerte, um ein Foto von ihr zu ergattern. Sie war sprichwörtlich eingesperrt in einem goldenen Käfig. Sie hatte nun zwar alles, aber doch nichts.

BERÜHMT-SEIN ODER PRIVATSPHÄRE?

Ich möchte nicht so enden wie das geheimnisvolle Mädchen. Ich muss alle berühmte Personen bzw. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bemitleiden. Sie sind nicht mehr geheimnisvoll und haben kein Privatleben. Sie können nicht das tun, wonach ihnen gerade ist. Es könnte ja hinter jedem Eck ein Stalker oder Psychopath lauern, der ihnen ihr Leben vermiest oder gar zerstört.

Aber gut, ginge es nach meinem Mann, dann schaffe ich mit „Gefährlich ehrlich“ sowieso nie den Durchbruch. Denn er sagt immer: „Wer will denn das alles lesen, was du so schreibst?“ Tja, Glück gehabt! 😉

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