Alte Grantler. Alte Besserwisser. Alte vermeintliche Weltverbesserer. Alte selbst ernannte Sheriffs. Was ich in letzter Zeit mit älteren Herrschaften (70+) erlebt habe, das ist irgendwie beängstigend. Da fürchte ich mich weniger vor Corona als vor den selbst ernannten, eingestaubten Polizisten.
Hetzer, Husser, Vernaderer

Die Phrase „Abstand bitte!“ ist noch harmlos!
In etlichen Leserbriefen bemängeln sie, dass die 3Gs nicht gut genug kontrolliert würden – weder an den Grenzen nach oder von Österreich noch im Gasthaus. „Wieso war ich impfen, wenn mein Impfzertifikat keiner anschaut?“ heißt es dann etwa und weiter: „So werden wir die Pandemie nie in den Griff kriegen. Es sollte eine Impfpflicht für alle gelten. Aber sofort!“ Ui, bei solchen Zeilen krieg ich Angst. Woher ich weiß, dass dieser Leserbrief von einem „älteren Semester“ stammen muss? Naja, welcher junge Mensch heißt heutzutage etwa Hermann Angerer (* Name ist gerade erfunden, aber ihr wisst, worauf ich hinaus will, oder?)
Und weiter geht es mit den Alten (Nörglern)

Ja, es herrscht Radfahrverbot in der Klamm in meiner Nähe. In der Klamm, in der ich bis vor kurzem seit meinem 17. Lebensjahr problemlos auf und ab fahren durfte. Plötzlich aber nimmmer – warum auch immer. Es ist ein Dienstag Früh – genauer gesagt ist es 8:00 Uhr. Ich fahre illegalerweise mit meiner Sportfreundin durch die Klamm, in der Annahme, dass sich niemand aufregen würde, weil eh fast niemand unterwegs sein würde. So war dem auch – fast.
Ein altes Paar (Mann und Frau um die 70 +) sehen uns und gehen daraufhin breit auseinander, sodass als Radfahrer kein Durchkommen möglich ist. „Da ist aber schon Fahrverbot!“ meckern sie uns an. Wir entschuldigen uns höflich und schieben vorbei – treffen noch auf ein paar Läufer und junge Wanderer, die uns alle freundlich grüßen.
Warum sind Alte so mürrisch geworden?

Im Urlaub sind sie mir besonders aufgefallen, weil sie überall sitzen: In die Jahre gekommene, frustrierte Paare. Sie sitzen an Orten, die viel Geld voraussetzen. Sie schauen sich nicht einmal mehr an, reden tun sie sowieso nicht mehr miteinander. Die Falten hängen ihnen über ihre Augenlider und Mundwinkel. Teurer Schmuck weht ihnen übers faltrige Dekoltee. Das beste E-bike steht vor dem teuren Restaurant, in dem sie sich gerade aufhalten. Und dann hat man das Gefühl, dass die vor lauter fad nur mehr schauen, wen sie anschwärzen sollen oder was sie beanstanden könnten. Fast könnte man vor ihnen Angst bekommen.
Junge gegen Alte – Schule gegen Pension

Tja, die meisten „Alten“ haben Geld und die Impfung obendrein. Somit sind sie die einzigen, die gerade alles – wirklich alles – machen können. Sie waren allerdings auch nicht diejenigen, die sich in den Lockdowns durch Kurzarbeit, Arbeitsplatzverlust oder Homeschooling einschränken mussten.
Die Schulkinder hingegen werden gepiesackt bis aufs Blut und müssen „dauertesten“ – in der Schule und auch wenn sie ins Gasthaus, Freibad oder zum Sommerrodeln (!!!) wollen. Traurig…
Warum sind die Alten nun so präsent?
Sind die Alten so eine große Wählergruppe, dass nur auf sie geachtet wird? Wollen sie als brave Untertanen bzw. als Gelegenheits-Hilfssheriffs eine gute Figur machen und am Ende unter dem Motto „#ichmacheallesrichtig“ ins Gras beißen?
Oder es ist wie mein Mann sagt: „Alte Leute waren bisher meistens unsichtbar. Durch Corona sind sie sichtbar geworden, weil alle anderen auf sie Rücksicht nehmen mussten.“ Beides wären logische Erklärungen.
Wo sind die anderen coolen „Alten“?

Wo sind die coolen Alten? Wo sind die Alten, die auf uns eingehen und die auf uns Rücksicht nehmen? Die, die uns verstehen und nicht noch mehr anschwärzen. Ich weiß, dass es sie gibt, aber leider trauen die sich nicht lautstark zu melden. Oder kommen sie einfach nicht zu Wort? Hören bzw. lesen tut man nur von denen, die sich aufregen – alle in dieselbe Richtung. Und das ist schade!
Auch ich werde mal eine „Alte“ mit 70+ sein, aber dann werde ich mich zusammenreißen! Oder sollten wir hingegen lieber ewig jung bleiben? 😉
P.S.: Mit diesem Artikel möchte ich nicht alle älteren Semester (70+) über einen Kamm scheren. Natürlich gibt es auch viele, die anders sind.