Alles digital! So heißt das Motto heutzutage – immer und überall! Ob das gut ist, das sei dahingestellt. Ich war auf einem genialen Vortrag und muss daher wieder einmal meinen Senf zu diesem Thema dazugeben.
Handy? Nein, Festnetztelefon!
Wir schrieben das Jahr 2010. Ich war mit meinem Mann und unseren zwei kleinen Kindern in unser neu gebautes Haus eingezogen. Und ich hatte mich GEGEN ein Handy entschieden und FÜR einen Festnetzanschluss. Ja, echt jetzt! Wie das war? Herrlich! Mir hat es an nichts gefehlt. Das einzig Blöde war, dass das Festnetztelefon im Keller stand und ich es oft nicht hörte….. Dafür gab es einen Anrufbeantworter.
Jedenfalls war ich in diesem Jahr auch als sogenannter „Item Writer“ für die Zentralmatura tätig und oft beruflich in Wien. Was ich dort tat? Ich erstellte mit anderen vier Italienisch-Kolleginnen die Maturaaufgaben für den Hör- und Leseteil der schriftlichen Matura. Spannend und seeeeehr viel Arbeit. Jedenfalls musste man sich dazu auf einer Platform, die doppelt und dreifach sicher war, einloggen. Und um sich einloggen zu können brauchte man jedes Mal einen neuen Code, der einem auf das Mobiltelefon geschickt wurde. Tja, da hatte ich wohl ein Problem.
Als jedenfalls in einem riesigen Hörsaal mit ca. 80 Personen dieses System vorgestellt wurde da hob ich die Hand. Ich wurde aufgerufen und sagte:
„Ich besitze kein Handy. Ist das dann ein Problem, oder?“
Der GANZE Hörsaal drehte sich zu mir und jeder starrte mich fassungslos an. Ich konnte die Gedanken der Menschen quasi hören: „Was ist denn mit der los? Wieso hat die kein Handy?“. Jedenfalls hatte ich auch die Vortragende aus der Fassung gebracht, denn mit so einer Frage hatte auch sie nicht gerechnet und stammelte dann irgendwas von „Naja, das wird schwierig“ daher.

Zum Handykauf gezwungen
Langer Rede kurzer Sinn: Ich hätte nicht weiterarbeiten können ohne Handy. Also besorgte ich mir ein Nokia „Tastenhandy“ – wenigstens kein Smartphone – und durfte weiterhin Maturaaufgaben erstellen. Lange hielt ich es dann nicht mit dem „Tastenhandy“ aus und aus dem Nokia wurde ein Iphone….. Der Rest ist Geschichte.
Nicht digital, was nun?
Einen riesigen Nachteil hatte meine „Festnetz-Zeit“ und auch die Zeit mit dem „Tastenhandy“. Ich war bei keinen whatsapp-chats dabei. Und das bedeutete, dass viele Freunde auf mich vergaßen. Wenn jemand eine Einladung ausschickte, dann ja nur mehr via whatsapp….. Tja, da schaute ich dann oft „durch die Finger“, denn meine Freunde sagten am Ende: „Ach, sorry, ich hab vergessen, dass du ja kein whatsapp hast.“

Digital Natives
Das beschreibt die heutige Jugend. Sie wuchs schon mit dem Handy in der Hand auf und ist in dessen Nutzung sehr versiert. Sie kennt sich aus, tippt schnell und ist auch bestimmt durch das Spielen gewisser „Games“ reaktionsschnell und vielleicht sogar stressresistenter.
ABER, die Jugendlichen von heute:
- kennen keine Langeweile mehr.
- können sich schlechter auf nur eine Sache konzentrieren.
- haben verlernt selbstständig nachzudenken. Stattdessen wird sofort gegoogelt oder ChatGPT gefragt.
- sind nicht mehr achtsam.
- betätigen sich wenig kreativ.
- sind außerdem der Meinung, sie müssten immer gut drauf und fesch sein – nicht nur wegen der „schönen Influencer“, sondern auch durch die Nutzung der Dopamin-fördernden Apps am Handy.
- glauben, durch vorgefertigte Filter dem Schönheitsideal zu entsprechen. Das ist echt krass!



Übrigens: Ja, ich verstehe langsam, dass tiktok süchtig macht. Ich bin ja seit kurzem auch dabei und schau mit dem einen Filter ganz rechts aus wie ein Transvestit!!! Hilfeee!
Analog statt digital: Ein Experiment
Ich schlug meinen Kindern vor, einen Nachmittag in der Woche das Handy irgendwo liegen zu lassen OHNE es anzurühren. Damit müssten sie sich wieder einmal aktiv mit sich selbst beschäftigen und nicht nur passiv unterhalten lassen. Die Kids waren nicht einmal so abgeneigt. Jetzt müssen wir nur mehr die Details vereinbaren, denn es kamen gleich Einwände wie: „Aber wie soll ich mich denn mit den Freunden treffen, ohne Handy?“
Ich so: „Naja, musst halt vorher was vereinbaren und bei dem bleibt es dann auch!“
Kind: „Nein, das geht nicht!“
Früher… gab es noch Schilling
Dann fang ich als „Mutti“ an wie meine Mutti damals und sag: „Aber früher da hatten wir auch keine Handys und mussten uns einen Treffpunkt und eine Zeit ausmachen. Jeder war dann pünktlich!“
Kinder: „Mama, du mit dem früher, früher! Wir leben aber im Jetzt! Und nein, Schilling gibt es auch nicht mehr“ (Das ist ein „Insider“ zwischen uns, denn ich rechne oft noch in Schilling um, nachdem wir im Restaurant zu viert essen waren – da wird mir dann immer ganz schlecht.)

Fazit in punkto digital und analog
Ich bin ja fix der Meinung, dass auf jeden Trend wieder ein Gegentrend folgt. Das bedeutet: Bald wird das Digitale uncool und man kommt drauf, dass Fähigkeiten wie „mit der Hand schreiben“ doch wieder ganz gut für die Motorik und auch für das Hirn ist. Ich habe damit heute schon in einer meiner Schulklassen angefangen – wie es lief? Tja, das ist eine andere Geschichte! Ich sag nur: Plötzlich musste sich jeder auf nur EIN BLATT PAPIER konzentrieren. Da wurde es denn kurz unruhig. Egal! Auch das kann man üben, gell! 😉